31. Gig – Ist das Punk oder kann das weg?
Das Nürnberg sehen…und sterben? Sampler-Kollektiv gibt’s seit 2019. Ziel ist es, auf dem jeweiligen Mixtape gatekeepingfrei die Vielfältigkeit der Nürnberger Punkszene abzubilden und um ein bisschen Kohle für gute Zwecke zusammenzubekommen – mal für antifaschistische Initiativen, Flüchtlingshilfe oder auch das örtliche AZ. Dafür gibt es immer ein Releasefestival im KV, physische Tonträger und ein bisschen DIY Merch.
Ich bin 2021 dazugekommen: nachdem ich Anfang des Jahres zum ersten Mal einen Solisampler gemastered hab wurde ich eingeladen, das gleiche für die kommende zweite Auflage von Nürnberg sehen und sterben zu tun sowie einen ph4nt. Song beizusteuern. Das schöne am Kollektiv ist, dass Du dich sehr einfach einbringen kannst – alle teilnehmenden Acts sind eingeladen, zu den Plena zu kommen, und gemeinsam mitzuentscheiden was gemacht wird. Sowohl diese wirkmächtige, hierarchiefreie Arbeit im Kollektiv als auch das Mastern hat mir viel Spaß gemacht und mit dem Ergebnis waren offenbar auch alle ganz happy, und so wurde ich für die dritte Auflage auch wieder zwecks Mastering angefragt. Und diesmal sollte sich das_synthikat auf dem Sampler finden 🙂 Wir waren auch eine der Livebands für’s Releasefestival am 30.09.2023 im Kunstverein.
Für mich war das also alles nichts Unbekanntes, für Nami schon. Ich wurde ja sehr freundlich aufgenommen und fühle mich seit ich beim Sampler mitmache irgendwie schon als Teil der Szene. Ich muss aber zugeben, dass ich es versäumt habe, Nami im Vorfeld in’s Kollektiv einzubinden, also zu den Plena mitzunehmen. Zum Einen hat Nami eh immer eher zu viele als zu wenig Projekte, in denen es meist Federn führt. Zum Anderen ist glaube ich kein Act mit allen Bandmitgliedern in der Orga vertreten, sonst bräuchten wir für die Plena eine Turnhalle. So oder so kannte Nami erstmal weniger Leute als ich, was meist für eine gewisse Nervosität sorgt. Sowohl Nami als auch ich haben in unserer Jungtierzeit durchaus negative Erfahrungen bezüglich Gatekeeping mit einigen Punks gemacht. Beim synthikat & ph4nt. stellt sich ja auch die Frage, ob das jetzt „Punk“ ist oder nicht: Nami hat in deren letztem Blogpost schön beschrieben, dass wir uns anfangs fragten, ob wir eher in der Elektro-Szene oder eben bei den Punks aufgenommen werden. Die Antwort lautet sehr eindeutig: bei den Punks. Und das obwohl unser aktuelles Album „punk is dead“ heißt 😀
Unser letzter Auftritt beim Quellcode war ja nicht so gut wie er hätte sein können, hätten wir mal geprobt. Und mein Gig letztes Jahr beim Samplerrelease war auch nicht dope, da hab ich als letztes gespielt und war nach 8 Stunden Festival einfach zu müde um gut zu performen. Für unseren Auftritt diesmal haben wir eine tighte Setlist gebastelt, geprobt und sollten um 21 Uhr spielen – kann ja nichts mehr schief gehen, oder? Vorweg: doch, aber es war trotzdem ein verdammt geiles Konzert!
Für den Aufbau waren wir etwas zu spät dran (wollten irgendeine Art Abkürzung nehmen…), aber wir konnten noch beim Tape-Inlay falten helfen. Zu Acht oder Neunt geht das dann doch recht fix, trotz 200 Tapes 😀 Dann haben wir viel den Merchstand betreut (hab mir dafür den Hut aufgesetzt), wobei ich sehr froh bin, dass vor Allem die lieben Menschen von Melonball uns dabei geholfen haben – tbh hab ich auch gar nicht viel Erfahrung mit Merch, wir haben ja maximal ein paar Tapes gegen Spende & Sticker für Umme. War ganz gut, glaube ich, direkt was zu tun zu haben. Dann ging’s los, und die Acts vor uns waren großartig, wir hatten viel Spaß beim Zuschauen & Zuhören. Wir waren zeitlich in der Mitte dran.
Der KV war voll und wir hatten Bock! Beim ersten Song, _unkraut, spiel ich live ja mittlerweile Gitarre – ich verwende weichere Plektren als Nami, hab meins aber #rocktragen nicht gefunden, also doch das Dickere genommen. Naja, und nach ein paar Takten ist gleich die D-Saite gerissen. Der Song ließ sich fertig spielen, und dann haben wir einfach die gitarrenlosen Songs _spaß & _tattoo vorgezogen. Wobei bei Spaß, wo Nami Bass spielt, dann der Umhängegurt abging und Nami fast der Bass aus der Hand fiel… es konnte ihn gerade noch festhalten und spielte einfach weiter, während jemand aus dem Publikum auf die Bühne sprang und versuchte, den Umhängegurt wieder anzubringen. Dann war der Song aber auch schon wieder vorbei 😀 Nach _tattoo lieh mir dann ein junger Punk aus dem Publikum ein weicheres Plektrum und Karin Rabhansl von den Pets ihre Gitarre, also ging es weiter mit _miley, und unserem Samplersong _weg.
Für unseren Auftritt haben wir uns ein kleines, dreieckiges Tischchen aus dem Hinterhof rausgesucht und Bierkästen draufgestellt, damit ich auch schön die Texte ablesen kann. Da wir viel Rumgesprungen sind hat alles gewackelt, und ich hab schon befürchtet, die wackelige Konstruktion fällt auseinander. Stattdessen ist nur meine Mate übergeschäumt, aber das war okay. Wir haben wirklich gut gespielt, hatten sehr viel Spaß auf der Bühne und das Publikum hat die Performance auch gefeiert – trotz der kleinen Pannen einer unserer schönsten Konzertabende würd ich sagen! „Gerissene Saiten“ ist übrigens nicht nur (fast) der Name von Namis Soloprojekt, sondern war auch eine Kategorie beim Punkbingo diesen Abend – ich habe mit meiner stümperhaften Art zu spielen also ein paar Leuten ein Bingo beschert 😉
Den Rest des Abends konnten wir also glücklich als Zuschauende genießen. Nami fühlte sich offensichtlich auch gut aufgehoben und hatte viel Spaß beim tanzen und occasionally pogen und quatschen, neue Bekanntschaften schließen… alles in Allem ein richtig nicer Abend – ich freu mich auf die nächste Auflage von Nürnberg sehen…und sterben?!